Missionsmuseum St. Ottilien

Was  auf den ersten Blick paradox anmutet, erschließt sich beim Besuch des Missionsmuseums der Erzabtei St. Ottilien intuitiv: Denn die Abtei versteht ihre seit 1887 ausgeübte Missionarstätig-
keit schon immer nicht als ein Überstülpen der christlichen Lehre, sondern als ein ganzheitliches Angebot für Menschen jeglicher Kulturen. Das rund 650 qm große Missionsmuseum, das im Kern eine beeindruckende Sammlung zoologischer und teils einzigartiger ethnologischer Objekte wie Kleidung, Gebrauchsgegenstände und Waffen aus Ostafrika und Korea versammelt, wurde von uns in enger Zusammenarbeit mit der Abtei behutsam modernisiert, neu geordnet und erweitert.

Diente die Sammlung ursprünglich der Vorbereitung der jungen Missionare auf ihre Tätigkeit in fernen Ländern, wird das Museum heute gleichermaßen von Schulklassen, Erstkommunions-Gruppen und Touristen aus aller Welt besucht. Die Herausforderung der Modernisierung bestand dabei darin, den ursprünglichen Charme des Museums zu bewahren, der sich etwa in liebevollen Tier-Dioramen oder aufwendig gearbeiteten historischen Vitrinen ausdrückt, zugleich aber einen neuen, kontextualisierenden Blick auf die Sammlung zu ermöglichen. Eingelöst wurde dies maßgeblich durch die Neudefinition des Besucherwegs, eine stärker inszenatorisch geprägte Ausarbeitung der Vitrinen und Dioramen sowie zwei neu geschaffene Abteilungen, in denen die bestimmenden Leitgedanken der Missionarstätigkeit sowie das Leben der Missionare anhand von zeitgenössischen Dokumenten, Bildern und Dokumentarfilmen in Szene gesetzt werden. Auch konservatorisch gab es einige Herausforderungen: So galt es eine 1860 in Seoul handgezeichnete Pergament-„Karte der ganzen Welt“ sicher und wohlklimatisiert hinter Glas aufzuspannen und mit einem eigens entwickelten Beleuchtungskonzept vollständig homogen und konservatorisch einwandfrei auszuleuchten. Und auch für Interaktion wurde gesorgt – so stehen den Besuchern eine Auswahl original afrikanischer Buschtrommeln zum Ausprobieren zur Verfügung.